nachhaltiges-webdesign.jetzt - Showcase von Gerrit Schuster

nachhaltiges-webdesign.jetzt ist eine Sammlung von Methoden zur Gestaltung von nachhaltigen Websites. Damit liegt dieses Projekt sicherlich auf der Wellenlänge der meisten Menschen, die auf den Guten Seiten landen.

Außerdem ist nachhaltiges-webdesign.jetzt ein Projekt, das Gerrit Schuster ohne Kundenauftrag und damit auch ohne direkte Vergütung realisiert hat. Viele Selbstständige sind ja auch selbstständig geworden, um selbstbestimmt zu arbeiten. Das funktioniert bei eigenen Projekten am besten.

Trotzdem ist es gar nicht so einfach, sich als Selbstständige:r den Raum für eigene Projekte zu nehmen. Eigene Projekte sind meistens nicht die Arbeitszeit wert, zumindest wenn man sie kurzfristig und rein monetär mit Kundenprojekten vergleicht. Deswegen wollen wir hier auch Leuten eine Bühne bieten, die es trotzdem machen.

Screenshot nachhaltiges webdesign jetzt

Vor dem Projekt

1. Wie bist du auf die Idee zu nachhaltiges-webdesign.jetzt gekommen?

In einem Gespräch mit der großartigen Sabine von from-scratch. Wir haben uns über Herzensprojekte unterhalten und ich habe ihr von meiner fast mythischen Faszination für rechte Winkel erzählt. Ich wollte also eine Website dazu machen. Als “Fingerübung” und zum Teilen meiner Gedankenwelt. www.nachhaltiges-webdesign.jetzt hat sich einfach ganz frech vorgedrängelt.

2. Idee gibt es oft viele. Warum hast dich entschieden, gerade nachhaltiges-webdesign.jetzt umzusetzen?

Ein Teil von mir ist sehr bodenständig. Dinge müssen nützlich sein, denn wer hat schon Zeit, mit Unnützem den Tag zu vertrödeln? Solchen Gedanken gebe ich nicht immer nach. Ich liebe es tatsächlich, Tage zu vertrödeln.

Aber hier hat der Nutz-Gedanke gewonnen: Nachhaltiges Webdesign gewinnt langsam an Aufmerksamkeit. Dass das Internet einen gigantischen Fußabdruck hinterlässt, kommt an. Menschen (und immer mehr Webdesigner*innen im Speziellen) sind offen, diese Prinzipien in ihren Workflow zu integrieren. Jemand hat mir nach dem Launch geschrieben: “This is hot!” Genau.

3. Was sind deine Ziele mit dem Projekt?

Gar nicht selbstlos: Mich als Experte im Feld positionieren. Ich bin ja sowas von ein Quereinsteiger: Waldkindergärtner?! Die letzten zwei Jahre habe ich wenig Websites gebaut und stattdessen viel viel gelernt, gelesen, größere Kreise nach Außen und auch nach Innen gezogen, meine Arbeit mit meinem Menschsein verbunden. www.nachhaltiges-webdesign.jetzt ist das momentane Resultat dieser Reise.

Schon bei der Arbeit an der Seite habe ich weitere Aspekte entdeckt und sie als Ziele integriert: neue Lernfelder entdecken, Wachstum einladen - Menschen einladen, teilen, geben. Auch wenn es danach aussieht, als würde ich “meine” Wissenssammlung frei hergeben, erhalte ich viel mehr als das zurück. (Und nebenbei sind 100 nachhaltige Webdesigner*innen 100 Mal besser als einer.)

Während des Projekts

4. Ganz grob geschätzt: Wie viel Aufwand steckt hinter nachhaltiges-webdesign.jetzt?

Na meine zwei Jahre sammeln habe ich ja schon angesprochen. Das Konzept und die Methodenauswahl habe ich im August fest gezurrt. Auch das Herzstück: die Kategorisierung. Im September und Oktober der Ritt, um die Texte zu schreiben. Anfang November das Programmieren in drei Tagen. (Aber Funktionalitäten hatte ich vorher immer schon mitgedacht.)

Meine Mutter meint ganz stolz, dass in dem Ding mein ganzes Leben stecken würde: Bauernhofkind, Architektur, Permakultur, Reisen und Abenteuer, Erziehungswissenschaften, Naturverbundenheit. Kann ich mitgehen.

5. Wie hast du dich selbst organisiert, um am Ball zu bleiben?

Ich hatte einen großen Auftrag bekommen (den größten meiner bisherigen Freelancer-Karriere.) Der sollte im Oktober starten. Also habe ich den Launch des Projekts im ersten Quartal des kommenden Jahres verortet. Dann ging aber etwas schief und die Zuarbeit zögerte sich hinaus. Und da hab ich so ein inneres Wettrennen veranstaltet: “Schaff ich es, bevor die Zuarbeit eintudelt?” Dieser selbstgemachte Druck hat ungemein motiviert. (Danke an meine wundervolle Gefährtin, die das mitgetragen hat.)

Meine Tools seit jeher, vom Vater aufgesogen: Bleistift und Papier. Nichts lässt mich freier spielen: Ich bleibe, so lange es ertragbar ist, bei Bleistift und Papier. Das Projekt war die wildeste Zettelwirtschaft.

6. Was ist der Technologie-Stack hinter nachaltiges-webdesign.jetzt?

WordPress mit einem schmalen Pagebuilder, der mich selbst CSS schreiben lässt. Ich bin kein Programmierer. Ich hatte tatsächlich zuerst begonnen, die Seiten selbst zu programmieren. Auf semantischen und minimalistischen Code fahre ich total ab. Aber es dauerte zu lange und war zu frustrierend. Ich darf entweder noch lernen, oder Kooperationen eingehen, oder beides kombiniert.

Die Motivation ist, dass meine Seite jetzt 50 kB schwer ist. (Standardseiten kommen leicht auf 2000 kB) Aber ich schleppe noch immer 40 kB von WordPress mit, die ich nicht brauche. 80% Reduktion? 10 kB Powerpaket nachhaltiges-webdesign.jetzt! Das muss noch kommen.

Nach dem Projekt

7. Was lief gut bei diesem Projekt?

Schön war für mich, wie warm und teilweise euphorisch meine kleine Community das erste Ergebnis aufgenommen hat. Ich bin kein ausgeprägter Netzwerker. Ich bin relativ neu in diesem Feld Zuhause. Das hat mich sehr berührt.

Es existieren ja schon ähnliche Sachen da draußen. Die großartigen Arbeiten von Tim Frick und Tom Greenwood und ihren Teams und so vielen weiteren. Das Layout ist auch nicht vom Himmel gefallen, sondern von Jon Yablonski abgeluchst. Nichts desto trotz hat das Projekt etwas eigenes bekommen.

Ich freue mich, wie simpel und tief es geworden ist und wie leicht es mir fiel, Klarheit herzustellen und damit Schönheit aufzuspüren und zur Geltung zu bringen. Ich will die Gründe dafür gar nicht überanalysieren. Manchmal kann ich mir für eine Weile gar nicht anschauen, was ich fabriziert habe. Hier ist es anders.

8. Was hast du bei diesem Projekt gelernt?

Das ich was kann und meine Arbeit geschätzt wird. Und dann noch etwas wichtigeres, das ich gerade entdecke: Es hat mir die Tür aufgemacht zu einem tieferen Verständnis.

Webdesign allein gesehen hat, böse gesagt, einen lachhaften Einfluss darauf, unseren negativen Fußabdruck zu verringern. 80% Datenverkehr im Netz ist Videostreaming. Eine Durchschnittsdeutscher verursacht gut 11 Tonnen CO2 im Jahr. 6% davon macht der Stromverbrauch aus. (34% der Konsum!) Was wir an Kilobyte-knauseriger CO2-Verringerung rausholen, wird durch Rebound-Effekte mehr als aufgefressen.

Deswegen sind die Methoden zum “positiven Fußabdruck maximieren” so wichtig. Wir werden so viel wirkmächtiger, wenn wir die Felder, die unsere Arbeit unmittelbar berührt, bereichern: Business-Modelle, Privatsphäre, Empowerment, Ethik, Inklusion, Kooperation …

9. Was sind deine nächsten Schritte mit nachhaltiges-webdesign.jetzt?

Genau da weiter nachspüren und entdecken. Ich liebe datensparsame Websites, ich kann selbst der größte Kilobyte-Knauserer sein. Aber es geht für mich darum, als ganzer Mensch im Wandel zu stehen, nicht mit Scheuklappen einen Job zu machen. www.nachhaltiges-webdesign.jetzt kann noch an vielen Stellen gewinnen. Ein paar neue Methoden integrieren und dann nützlicher werden, einfacher, direkter, kooperativer, relevanter. Aber jetzt ist erstmal der Auftrag dran. Die Zuarbeit ist eingetroffen.

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